Kulturgeschichtliche Essays über Österreich

Nordwestlich von Wien

Der Vierkanthof oder die Vierseithöfe des Mühlviertels – eine Tradition solider und funktionaler Schönheit

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hutten stehen,
Wo die Brust sich frei erschliesset,
Und die freien Luefte wehen.

(Heinrich Heine)


Die Höhen des Mühlviertels, der nördlichen Region Oberösterreichs, fallen nicht sofort ins Auge – man sieht nur sanfte Hügel. Ihre tatsächliche Höhe spürt man nur indirekt, durch das Bewusstsein, dass man sich ziemlich weit über dem Meeresspiegel befindet – etwa 850 Meter. Nichts ringsum wirkt bedrohlich, selbst für jemanden mit ausgeprägter Akrophobie. Der Himmel scheint näher zu sein, und unter einem liegt das Böhmische Massiv, das Fundament eines längst verwitterten Hochgebirges. Man atmet die Kraft der Elemente ein und nimmt sie in sich auf.

Fährt man mit dem Auto durch das Mühlviertel, fühlt es sich an, als würde man auf riesigen Wellen gleiten, die sich sanft heben und senken. Weite, leuchtend grüne Wiesen, im Winter von Schnee überzuckert, wechseln sich mit majestätischen Nadelwäldern ab. Und plötzlich taucht ein gewaltiger Gutshof auf, der sogenannte Vierkanthof oder Vierkanter – ein Hof mit einem geschlossenen Innenhof in vierseitiger Bauweise.

Man öffnet das hohe, massive Tor mit seinen Rundbögen – genauso beständig wie der gesamte Hof – und betritt den Innenhof, der von allen Seiten von Gebäuden umgeben ist. Dann steigt man die Treppe hinauf, um hier einige Tage zu verbringen. Draußen erstreckt sich die Weite: Inseln aus eng zusammengerückten Felsen, als hätten sie sich aus Kälte aneinandergeschmiegt, stolze rotbraune Pferde, die regungslos im frostigen Nebel verharren. Unter dem Dach des Vierkanthofs träumt man Träume, die von den Bächen geflüstert werden, die dem nahen Donauufer entgegenströmen, und von Schneeflocken, die aus dem fernen Südböhmen herangetrieben werden.

Man lebt in einem Vierkanthof, der einer österreichischen Familie gehört: Sie ist 60 Jahre alt, er ein wenig älter, die drei Kinder sind längst erwachsen. Die beiden schlanken, hochgewachsenen und dunkelhaarigen Eheleute stammen aus Tirol. Das Anwesen, das sie vor 30 Jahren erworben haben, war damals in einem desolaten Zustand. Sie rissen alte Gebäude ab und errichteten Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie einen riesigen Pferdestall völlig neu – alles in Eigenarbeit, nur zu zweit. Unterstützung kam von den Nachbarn, nicht auf Anfrage, sondern aus eigenem Antrieb – sie kamen einfach der Reihe nach vorbei und halfen mit.

Die Nachbarn sind ebenfalls Eigentümer von Vierkanthöfen und familiär geführten Bauernhöfen. Es sind meist großgewachsene, rundgesichtige, hellhaarige, fleißige und freundliche Menschen. Die lokale Bevölkerung ist im Wesentlichen die Nachkommenschaft bayerischer Stämme, die sich in diesem Gebiet im 6. bis 7. Jahrhundert niederließen – als Folge der Völkerwanderung nach dem Fall des Weströmischen Reiches. Oberösterreich war bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts Teil Bayerns, bevor es aufgeteilt und in die Habsburgermonarchie eingegliedert wurde.

Beim Anblick der massiven, breiten und „gedrungenen“ Häuser des Mühlviertels kommt einem unweigerlich der klassische architektonische Leitsatz „Form follows function“ (oder „Die Form wird durch die Funktion bestimmt“) in den Sinn, geprägt von dem herausragenden amerikanischen Architekten und Vertreter der Chicagoer Schule, Louis H. Sullivan. Dieses Prinzip formulierte Sullivan im Jahr 1896 in seinem Essay „Das hohe Bürogebäude aus künstlerischer Sicht“, das zu einem Meilenstein in der Architekturgeschichte wurde. Es besagt, dass das äußere Erscheinungsbild eines Bauwerks dessen innere Funktionen widerspiegeln sollte – ein Konzept, das sich in den ikonischen Wolkenkratzern Wainwright Building in St. Louis, Missouri, und Prudential Building in Buffalo, New York, manifestiert.

Nach Sullivan besitzt alles in der Natur eine Form, die uns mitteilt, was es ist, und es von anderem unterscheidet. Formen bringen das innere Leben eines Objekts zum Ausdruck – ein Naturgesetz, dem auch die Architektur folgen sollte. Die äußere Gestalt eines Gebäudes wird durch seine Funktion und die Umweltbedingungen bestimmt.

Sullivans Schüler Frank Lloyd Wright, einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts, entwickelte diese Ideen weiter in seinem Aufsatz „Organic Architecture“ (1910). Nach seiner Interpretation umfasst das Prinzip „Form follows function“ nicht nur die Zweckmäßigkeit eines Gebäudes, sondern auch seine ästhetische Verbindung zur Umwelt. Wright argumentierte, dass bei der Gestaltung der Fassade Klima, Bodenbeschaffenheit, Baumaterialien, die Art der verwendeten Arbeitskraft (maschinell oder manuell) und die Menschen, die dort leben, berücksichtigt werden müssen. Die Form eines Gebäudes ergibt sich aus seinem Zweck und den einzigartigen Umweltbedingungen, in denen es errichtet wird und existiert. Form und Funktion sollten eine Einheit bilden. Wright strebte danach, dass Architektur als Schöpfung des Menschen nicht im Widerspruch zur Natur steht, sondern sich harmonisch in sie einfügt, ihre Schönheit betont und verstärkt.

Man könnte meinen, was hat Amerika mit dem Mühlviertel zu tun? Doch in diesem Fall verbindet sich die Theorie der Funktionalität der Neuen Welt des 20. Jahrhunderts mit den monumentalen Gutshöfen des alten Europas. Die Landbewohner des Mühlviertels – und vieler anderer Regionen dieser weiten Welt – errichten seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden, ihre Häuser nach einem Prinzip, das lange vor Sullivan und Wright existierte: „Die Form folgt dem Inhalt.“ Sei es ein Gefühl oder ein Instinkt, sie haben es stets befolgt.

Wie es der Zufall wollte, reisten die heutigen Besitzer dieses Vierkanters in ihrer Jugend viel durch die Vereinigten Staaten und lebten einige Zeit in Kanada. Ihre Erfahrungen und Erinnerungen spiegeln sich nostalgisch in dem von ihnen erbauten Haus wider, das einem Ranchhof mit riesigem Pferdestall ähnelt. An jene Zeit erinnern auch die Dekorationen im Gemeinschaftsspeiseraum – ein Sombrero unter der Balkendecke, ein Foto der Gastgeberin in jungen Jahren im Cowboy-Kostüm. In den Wohnräumen hängen Gemälde, die Indianer und die raue kanadische Natur zeigen – eine Landschaft, die dieser Gegend in gewisser Weise ähnelt. Gerade diese Ähnlichkeit war der entscheidende Grund für die Wahl des Grundstücks im Mühlviertel.

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Der Vierkanthof ist nicht nur ein architektonischer Stil, sondern zugleich ein durch Jahrhunderte bewährtes System der ländlichen Lebens- und Wirtschaftsweise. Er ist vor allem in Oberösterreich, Niederösterreich und Bayern verbreitet. Charakteristisch ist die geschlossene, meist quadratische Bauweise, die einen Innenhof umschließt. Diese Art von Hofstruktur fand aufgrund ihrer Zweckmäßigkeit, ihres Komforts und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen weite Verbreitung in den ländlichen Gebieten.

Der Vierkanthof entstand im Mittelalter als Anpassung der bäuerlichen Wirtschaft an die wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen Mitteleuropas. In der Spätmittelalterlichen Epoche, mit dem Wachstum der Landwirtschaft, begannen die Landbesitzer, größere und besser organisierte Bauernhöfe zu errichten. Die geschlossene Bauweise bot Schutz vor Unwettern und Überfällen, während sie zugleich die Lagerung der Ernte und die Haltung des Viehs erleichterte.

Im 17. bis 19. Jahrhundert kristallisierte der Vierkanthof seine klassische Form heraus: Die um den Hof gebauten Gebäude wurden durch überdachte Gänge miteinander verbunden. Die Tore waren oft mit dekorativen Elementen verziert, die den Status der Besitzer widerspiegelten. Viele dieser Höfe gehörten wohlhabenden Bauernfamilien und wurden über Generationen hinweg weitergegeben.

Ein besonderes Merkmal des Vierkanthofs ist seine symmetrische und geschlossene Struktur. Alle Gebäude sind nach innen ausgerichtet, wodurch ein geschützter Raum entsteht. Die wichtigsten Elemente des Hofes umfassen:

Das Wohnhaus – das Hauptgebäude, in dem die Familie des Bauern lebte. Es war meist zweigeschossig mit geräumigen Zimmern und großen Fenstern. In früheren Zeiten, als Überfälle drohten, waren die Fenster auf der Außenseite klein, um im Notfall als Schießscharten zu dienen.

Scheunen und Speicher – Lagerstätten für Getreide, Heu und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Stallungen – Unterkünfte für Vieh, darunter Kühe, Schweine und Pferde.

Massive Rundbogentore – sie ermöglichten das Einfahren von Fuhrwerken und boten bequemen Zugang zu Lagerräumen und Ställen.

Die Baumaterialien variierten je nach Region: In Oberösterreich wurde häufiger Stein und Putz verwendet, während in Niederösterreich Gebäude aus Holz, Ziegeln oder einer Kombination beider Materialien zu finden sind.

Der Vierkanthof ermöglichte es Landwirten, ihre Arbeit effizient innerhalb der Hofgrenzen zu organisieren: Alle landwirtschaftlichen Gebäude lagen in unmittelbarer Nähe zueinander, was die Viehhaltung und Lagerung der Ernte erleichterte. Der Innenhof wurde für das Trocknen von Getreide, das Reparieren von Werkzeugen und andere landwirtschaftliche oder häusliche Tätigkeiten genutzt.

Eine Theorie zur Herkunft des Vierkanthofs in den voralpinen Gebieten Ober- und Niederösterreichs besagt, dass diese Bauform mittelalterliche Burgen, Renaissancepaläste, toskanische Villen und geschlossene Klosterhöfe – die sogenannten Kreuzgänge – nachahmte. Dies war eine lebensnotwendige Schutzmaßnahme während der türkischen Einfälle. Die rundum geschlossene Struktur des Vierkanthofs bot zudem Schutz vor starken Winden und sorgte im Sommer für Schatten und Kühle.

Viele Parallelen lassen sich zwischen dem Vierkanter und der villa rustica ziehen – einem römischen Landgut mit einem zentralen Bauernhof. Die villa rustica bestand aus einem Innenhof, um den sich Wirtschaftsgebäude und Wohnhäuser gruppierten. Große Villenanlagen verfügten zudem über Heiligtümer und sogar Bäder. Interessanterweise sind auch in den Vierkanthöfen des Mühlviertels oft kleine Saunen oder Bäder zu finden, die an kalten Tagen äußerst willkommen sind. In der römischen Antike lagen Landgüter zwei bis drei Kilometer voneinander entfernt – ähnlich wie die österreichischen Vierkanter, die verstreut auf den Hügeln liegen und mit ihrer schlichten, aber beständigen Schönheit die Landschaft des Mühlviertels bereichern.

In einigen Vierkanthöfen gibt es überdachte Gänge, die die Gebäude miteinander verbinden – eine Reminiszenz an italienische Galerien, Loggien und Arkaden, die einst vor Sonne und Regen schützten.

Die Verbindung zwischen italienischer und österreichischer Architektur ist auf die kulturellen und wirtschaftlichen Kontakte dieser Regionen zurückzuführen. Während der Herrschaft der Habsburger verbreitete sich der Einfluss italienischer Architektur in Österreich und Süddeutschland. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden viele österreichische Klöster und Schlösser nach dem Vorbild des italienischen Barocks errichtet, was sich auf besondere Weise auch in der ländlichen Architektur widerspiegelte.

Auch heute noch nutzen Landwirte den Vierkanthof für die Landwirtschaft und passen die jahrhundertealte Architektur an moderne Bedürfnisse an. Viele dieser Gutshöfe werden restauriert und in Hotels, Restaurants, Landhäuser oder Kulturzentren im nostalgischen Vintage-Stil umgewandelt. Der Vierkanthof gewinnt zunehmend an Bedeutung als Symbol für eine traditionelle Lebensweise, die Harmonie mit der Natur und familiäre Werte.


Die Gefühle, die einen Gast in einem Vierkanthof überkommen, sind Ruhe, Geborgenheit und die heilende Kraft der Natur. Man geht entlang der hölzernen Galerie im oberen Stockwerk, steigt die Treppe hinab und überquert den mit Schnee bestäubten Innenhof. Im Speisesaal mit seinen alten Holzbalken, die vom früheren Haus erhalten geblieben sind, knistern Holzscheite im Kamin. Ein bäuerliches Frühstück: weichgekochte Eier von der Henne, die gleich nebenan lebt, frisches Brot, Butter, Käse und hausgemachte, mild gesüßte Marmelade.

Man blickt aus dem Fenster im zweiten Stock auf die weitläufige Landschaft – hier und dort, in der Ferne verstreut, liegen weitere Vierkanthöfe. Was geschieht hinter ihren massiven Mauern, in ihren Innenhöfen? Nichts Geheimnisvolles, sondern das einfache, ehrliche Leben der Bauern. Sie arbeiten hart und führen ein beschauliches Dasein. Im Winter, wenn weniger zu tun ist, verbringen die Männer die Abende in kleinen Dorfkneipen und Pizzerien, tauschen Neuigkeiten aus und verfolgen die Skimeisterschaften der österreichischen Abfahrten. Früh zu Bett, früh wieder auf.

Man beobachtet das Winterleben dieser Menschen, und die Welt scheint sich auf eine Formel mit vier wesentlichen Elementen zu verdichten: reine Luft, einfache und gesunde Nahrung, Fleiß und eine herzliche Wesensart. Hierher möchte man in der warmen Jahreszeit zurückkehren, um das von Sonnenstrahlen durchflutete Grün zu berühren, um das tiefe Blau der drei Flüsse zu sehen – der Große Mühl, der Kleine Mühl und der Steinerne Mühl, die dem Mühlviertel seinen Namen gaben. Und um den unvergleichlichen Zauber dieses Lebens in einer reichen Palette von Farben auf der Leinwand einzufangen.

Salzig-süßes Wasser. Neusiedler See

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Neusiedler See, Aquarell

Der Neusiedler See duftet verlockend süß-salzig. Wenn ich mich ihm nähere, was meistens von der Seite der Stadt Neusiedl am See geschieht, lasse ich jedes Mal die Autofenster herunter und atme den Duft genießerisch ein, den ich mit keinem anderen vergleichen kann. Wahrscheinlich liegt es an der besonderen mineralischen Zusammensetzung des Brackwassers und dem sogenannten Schilfgürtel, der fast den gesamten See umgibt. Die unendliche Wasserfläche erinnert an das Meer. Der Blick kann kaum die gegenüberliegenden Ufer erkennen, aber die Vorstellung malt ein Meer. Diesen Vorstellungen hilft auch die häufige Brise, ein ständiger Begleiter dieser Gegend, die trübe, schaumige, kleine Wellen ans Ufer treibt.

Ziemlich große, scharfe, hellgraue Kieselsteine stechen in die Füße, wenn man am Ufer ist, aber wenn man ein oder zwei Meter ins Wasser geht, wird die schmerzhafte Massage durch eine entspannende ersetzt – die erschöpften müden Füße versinken in einer weichen, kühlen Schlammmasse. Manchmal versinken die Beine fast bis zu den Knien darin. Da der See sehr flach ist (seine maximale Tiefe beträgt 1,8 Meter), kann man lange zu den Bojen schwimmen, den klebrigen Schlamm mit den Füßen berühren ohne Tiefe zu spüren. Nachdem man sich daran gewöhnt hat, kann man den Schlamm mit den Füßen oder der Hand aufnehmen und wenn man den grauen Klumpen an der frischen Luft knetet, verströmt der Schlamm einen scharfen Geruch, da er mit Schwefelwasserstoff- und Methangasen gesättigt ist, was ihn heilsam macht.

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Lake Neusiedl -1, watercolor, paper, 21×30 cm

Unter dem Seeboden liegen erhebliche Vorräte an Mineralwasser, die den Besuchern der St. Martins Therme in der Nähe zur Verfügung stehen. Im Jahr 1993 wurde der österreichische Nationalpark Neusiedler See gegründet, der nahtlos in den ungarischen Nationalpark Fertö-Hanság Nemzeti Park übergeht.

Der Neusiedler See erstreckt sich über zwei Länder – Österreich (230 km²) und Ungarn (90 km²). Ein erheblicher Teil der österreichischen Anteile an diesem Gewässer, die in dem Bundesland Burgenland liegen, gehört der Adelsfamilie Esterházy.

Große Schiffe werden Sie hier nicht sehen – es mangelt an Tiefe. Hinter den Bojen liegen oder gleiten kleine Boote mit weißen Segeln, die an Federchen erinnern. Dank der häufigen Winde hat sich der See zu einem beliebten Ort für Surfer entwickelt. Sie schließen sich in Clubs zusammen und haben private Strände mit ihrer eigenen Infrastruktur eingerichtet.

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Die örtlichen „Küstenstädtchen” Neusiedl am See, Podersdorf am See und Weiden am See sind für ihre wunderbaren Privatstrände bekannt. Die riesigen Kronen hoher Bäume spenden Schatten an den Stränden und bieten angenehme Kühle. Man kann den ganzen Tag am See verbringen, ohne von der Hitze erschöpft zu sein.

Die Restaurants am Wasser verleihen dem See eine eigene Romantik. Angenehme Musik, bunte Cocktails, exquisite Küche – alles zusammen schafft eine fröhliche, lebhafte, wundervolle Stimmung, die lange anhalten wird.

Die Wachau in Blues-Stimmung. Kloster Schönbühel

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Die Umgebung der Donauufer in der Wachau kann mit Harlekin und Pierrot verglichen werden. Die linke Seite der Donau ist lebendig und dicht besiedelt. Die rechte Seite ist grüblerisch und melancholisch. Das linke Ufer bevorzugt warme und sonnige Farben, während das melancholische rechte Ufer von düsterem Wetter, Nieselregen und Geheimnissen profitiert. 

Das erste mittelalterliche Gebäude nach Melk am rechten Donauufer ist das Schloss Schönbühell. Der Felsen, auf dem es steht, ragt ins Wasser, so dass man das imposante Bauwerk von vielen Seiten sehen kann. Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Das gleichnamige Kloster kann jedoch frei betreten werden. Der Felsen, auf dem es über dem Wasser thront, bietet einen schönen Blick auf die Wachau und die Donau.

Das Kloster wurde zwischen 1666 und 1674 vom Besitzer von Schloss Schönbühel, Graf Konrad Balthasar von Starchemberg, gegründet. Die Starchembergs waren die dritte Dynastie, die Schönbühel besaß.  Der Legende nach befand sich an der Stelle des Klosters einst eine alte Burg, in der böse Geister hausten, die vorbeifahrende Schiffe erschreckten. Die Servitenmönche des katholischen Ordens der Dienerinnen der Jungfrau Maria wurden mit dem Bau des Klosters beauftragt.

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Das Kloster ist relativ klein, aber bunt und geheimnisvoll. An der Außenwand befindet sich eine große Skulpturengruppe, die den Kalvarienberg darstellt.  Die Klosterkirche ist eine Nachbildung der Geburtskirche und ist auf ihre Weise einzigartig.  Bis zu den Reformen Josephs II. (1780 – 1790) war es ein beliebtes Wallfahrtsziel des barocken Austria sacra (lat. sakrales Österreich).  Im Jahr 1980 lebte kein einziger Mönch mehr im Kloster, und der gesamte Komplex wurde der Diözese St. Pölten zugeschrieben. Das Innere des Klosters kann besichtigt werden, wenn in der Kirche ein Gottesdienst abgehalten wird. 

Ob die Kirche nun geöffnet ist oder nicht, ein Besuch im Stift Schönbühel bleibt ein lebendiger Eindruck von der Wachau in Blues-Stimmung. Umso mehr, wenn Sie anschließend die Burgruine Aggstein oder die Wallfahrtskirche Maria Langueg besuchen.

In einem Märchen aus Aprikosen und Trauben. Wetterkreuzkapelle

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Zur Wetterkreuzkapelle, die auf dem Schiffberg in 368 Metern Höhe liegt, führt ein schmaler Serpentinenweg durch die Weinberge. Hinter jeder Kurve und jeder scharfen Schleife der Straße hat man von Auto schöne Ausblicke auf das Kremstal, die Wachau, das Waldviertel, den Weinvirtel und das Tullnerfeld, bis hin nach Tschechien und in die Slowakei. Wer genau hinschaut, kann sogar einen Blick auf Wien erhaschen, obwohl die Hauptstadt 75 km entfernt ist. Die Schönheit der Donau, die ihre Farbe wie ein Chamäleon wechselt, bereichert die Landschaft. Wenn man hinauffährt, ist er sumpfgrün, und wenn man bei Sonnenuntergang hinunterfährt, leuchtet er blau unter einem goldenen Himmel. So hat es sich wahrscheinlich Johann Strauss (Sohn) vorgestellt, als er seinen Walzer «An der schönen blauen Donau» schrieb.

Die Wetterkreuzkapelle winkt schon von weitem. Aus der Ferne erscheint sie schneeweiß und funkelt in der Sonne wie ein Kristall. Man erreicht sie am besten zu Fuß, wenn die asphaltierte Straße endet und der Schotterweg beginnt. Sie können die Kapelle auch ohne Auto erreichen, indem Sie vom Dorf Hollenburg aus dem Waldweg folgen.  

Die Weinberge werden von hohen Laubbäumen flankiert, die reichlich Schatten spenden. In der warmen Jahreszeit erschweren die großen Kronen und das dichte Laub, das um die Kapelle herum wächst, die Sicht in die Ferne. Durch die Lücken im Laub kann man versuchen, etwas zu sehen, aber es ist besser, einfach um die Kapelle herumzugehen und der einsamen Stille und dem Gespräch des Windes zu lauschen. Beim Auf- und Abstieg kann man die schöne Aussicht in vollen Zügen genießen.

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Im Obergeschoss, wo sich die Wetterkreuzkapelle befindet, wurden in früheren Zeiten Rituale zur Verehrung der Götter des Donners und des Blitzes abgehalten.  Im 15. Jahrhundert wurde hier ein hölzernes Kreuz errichtet, und später wurde auch die Kapelle selbst gebaut. Daher auch der Name: «Wetter», «Kreuz». Infolge von Naturkatastrophen wurde die Kapelle mehrmals umgebaut und erhielt 1995 ihr heutiges Aussehen. Gottesdienste werden dort nur selten abgehalten, da sie mit der Pfarrkirche von Hollenburg verbunden ist. Das Christentum hat das Heidentum verdrängt, aber der Zweck ist derselbe geblieben: Pilger aus den umliegenden Dörfern kommen hierher, um Schutz vor dem Wetter zu erbitten und eine gute Weintrauben- und Aprikosenernte zu erhalten.

Apropos Aprikosen und Weintrauben. Die Weinberge des Kremstals mit ihren schönen Feldern und Terrassen, die von duftenden Aprikosenplantagen durchsetzt sind, wurden scheinbar dem Garten Eden selbst entnommen. Die Region ist berühmt für ihre Winzer und weißen Rebsorten. Krems selbst wird als die Weißweinhauptstadt Österreichs bezeichnet. Lokale Aprikosenprodukte wie Nektar, Marmelade und Süßigkeiten erfreuen die Geschmacksnerven. Und wie schön blühen die Aprikosen im Frühling! Und wie üppig und duftend ist die Ernte reifer Aprikosen im Juli!

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Vor dem Aufstieg zur Wetterkreuzkapelle lohnt sich ein Spaziergang durch die malerische Umgebung von Hollenburg und Angern – zwischen Weinbergen und Marillenbäumen. Diese gemütlichen, charmanten österreichischen Dörfer liegen am rechten Donauufer, an der Grenze zur Wachau. Auf der anderen Seite des Flusses pulsiert das Leben in der Wachau, während Hollenburg und Angern durch ihren ruhigen, gemessenen Rhythmus und die Gastfreundschaft der Einheimischen bestechen.

Die Marillenroute beginnt in Angern und ist beschildert. Sie schlängelt sich durch endlose Weinberge und Inseln von Aprikosenplantagen mit niedrigen Apfel-, Pflaumen-, Pfirsich-, Quitten- und Kirschpflaumenbäumen. Während der Wanderung wird das Stift Göttweig von überall her sichtbar sein. Ein Renaissance-Juwel an diesem Teil des Donauufers ist das Schloss Wolfsberg, das sich in Privatbesitz befindet. Bei der Rückkehr nach Angern belohnt man sich für die lange Überfahrt mit hausgemachten Marillenknödeln, die in der Saison serviert werden. Diese werden großzügig mit Brötchen- und Zuckerkrümeln bestreut — ebenfalls hausgemacht. Dieser Luxus sollte mit Traubensaft gekrönt werden — natürlich weiß. Rot müssen Sie woanders kaufen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis…

Wunder auf dem Mariahilfberg. Gutenstein

Der Wallfahrtsort Mariahilfberg in der Gemeinde Gutenstein in Niederösterreich ist gesegnet mit schöner Berglandschaft, gesunder Luft und einer besonderen Gnade von oben — hier geschehen Wunder. 

Seit mehr als drei Jahrhunderten strömen die Pilger auf den Mariahilfberg. Alles begann 1661, als der Guttensteiner Marktrichter Sebastian Schlager in einer Vision siebenmal die Jungfrau Maria sah und den Auftrag erhielt, ihre Figur aus Mariazell mitzubringen und an einer Buche auf dem BergBuchschachen aufzuhängen. Der gläubige Sebastian Schlager hat genau das getan. Er brachte ein kleines, auf eine Metallplatte gemaltes Bild der Jungfrau Maria mit dem Kind in sein Heimatdorf und hängte es an den fraglichen Baum.

Schon bald begannen hier Wunder zu geschehen. Einheimische sahen eine Taube über dem Bild kreisen und beobachteten auch ungewöhnliche Lichterscheinungen. Im Jahr 1665 wurde Georg Köffer, ein Einwohner Gutensteins, von einem gelähmten Arm geheilt, nachdem er sich an die Madonna gewandt hatte. Die Nachricht von seiner Heilung verbreitete sich in Windeseile, und die Pilger strömten zu dem wundertätigen Bild. Sie kamen zu Fuß und überwanden stoisch die weiten Entfernungen und die Steigungen. Der genesene Georg Köfer veranlasste den Bau einer hölzernen Kapelle bei dem Baum mit dem wundertätigen Bild.

Der Berg Buchschachen wurde zu Ehren der Jungfrau Maria in Mariahilfberg umbenannt. Die Verehrung der Muttergottes war in den katholischen Ländern weit verbreitet. Die Mutter des Erlösers war dazu berufen, die Bitten der Sterblichen an ihren Sohn heranzutragen. Die Jungfrau Maria fungierte als eine Art Vermittlerin zwischen Himmel und Erde und verband das Menschliche mit dem Göttlichen.

Die spanischen Hoyos, denen Gutenstein damals gehörte, luden 1672 die Servitenmönche des katholischen Ordens der Diener der Jungfrau Maria (lat. Ordo Servorum Mariae) dorthin ein, und schon bald wurde mit dem Bau des Klosters am Mariahilfbergs begonnen. 

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Die Serviten sind der Orden der Dienerinnen der Jungfrau Maria (Ordo Servorum Mariae, OSM), ein monastischer Orden der katholischen Kirche. Einer der historischen Bettelorden. Sie wurde 1233 von sieben florentinischen jungen Männern aus adligen Familien gegründet, die auch als «sieben heilige Stifter» bekannt sind. Nach katholischer Überlieferung erschien 1240 die Jungfrau Maria selbst den Ordensgründern und befahl ihnen, das schwarze Gewand zu tragen und die Klosterregel des Heiligen Augustinus zu befolgen. 

Heute arbeiten die Serviten in Pfarrgemeinden, im Unterricht, in der Erziehung und in der Mission. Der Orden misst der Verehrung der Heiligen Jungfrau Maria und der Entwicklung der Mariologie große Bedeutung bei.

Nach einem Brand wurde mit Mitteln der Grafen von Hoyos eine neue Kirche gebaut. Anlass für den Bau war die wundersame Heilung von Johann Balthasar II. Graf von Hoyos nach einem Jagdunfall. Das Bild der Jungfrau Maria mit dem Kind wurde in die Kirche übertragen und befindet sich nun auf dem Hauptaltar.

Der Mariahilfberg ist in der Regel gut besucht, wie die vollen Parkplätze zeigen. Auf dem Weg zur Kirche gibt es mehrere Restaurants und Souvenirläden. An der Fassade des Klosters und der Kirche sind die Wappen des Servitenordens und der Familie Hoyos zu sehen.

An diesem wolkenverhangenen und windigen Tag, der auch vom Coronavirus geprägt war, gab es nur wenige Besucher: drei oder vier Paare mit Kameras, eine Familie mit einem Kind. Einige Menschen, die sich nur mühsam bewegen konnten, gingen in Richtung der Kirche. Offensichtlich war es nicht nur der Wunsch, die Aussicht zu genießen, der sie hierher führte. Die Menschen kommen auf den Mariahilfberg mit der Bitte um Heilung, am häufigsten bei Erkrankungen des Bewegungsapparates. Es sei daran erinnert, dass die Geschichte der Marijahilberg-Wallfahrt mit der Heilung der Hand von Georg Köfer begann.

Die Kirche beherbergt ein Bildnis des Heiligen Peregrinus, eines der am meisten verehrten Heiligen des Servitenordens, der Schutzpatron der Krebspatienten und der Menschen, die an unheilbaren Krankheiten leiden. Es gibt sogar einen medizinischen Begriff: das «Peregrine-Syndrom», das die spontane Rückbildung einer Krankheit bezeichnet. Im Buch der Wunderheilungen sind übrigens über 400 Fälle solcher Rückführungen verzeichnet.

Aber genug über Krankheiten. Der Mariahilfberg ist ein wunderbarer Ort für einen Spaziergang. Die Kirche und das Kloster liegen nebeneinander auf einer Höhe von 708 Metern. Von der Kirche aus eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf den Schneeberg, der in der Ferne in voller Pracht erstrahlt. Wenn Sie um das Kloster herumgehen, eröffnet sich Ihnen ein weiterer atemberaubender Blick auf die mittelalterliche Burg Gutenstein. Sie wurde im 13. Jahrhundert gegründet, und das Gebiet ist nach ihr benannt. Dieses Gebiet wurde zunächst von den Babenbergern, dann von den Habsburgern und ab 1534 von der bereits erwähnten spanischen Familie Hoyos bewohnt. Die Frage ist: Wie kamen die Spanier nach Niederösterreich? Sie kamen im 16. Jahrhundert mit Ferdinand I. aus der spanischen Linie der Habsburger. Im Laufe der Jahre gewannen die Hoyos an Macht und breiteten sich nach Ungarn aus. Bis heute besitzt die Familie große Ländereien, Schlösser und Paläste in Österreich, darunter auch in Wien.

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Ein weiteres ausländisches Adelsgeschlecht, diesmal aus Ungarn, ist mit der Mariahilfbergkirche verwandt: die Esterhazy, die größten Grundbesitzer unter den Habsburgern. Sophie de Maderas Esterhazy stiftete 1717 eine Schenkung für den Schmerzensmutteraltar.

Auch die Stifter der Barockkirche Mariahilberg, das Ehepar Philipp Josef Hoyos und Maria Magdalena, wurden namentlich erwähnt. 1727 wurde die Grotte der heiligen Magdalena an der Stelle errichtet, an der ein Bauernmädchen vor einem Unwetter gerettet wurde, und 1736 wurde die Grotte des heiligen Philipp Benitius, eines der Gründer und Patrons des Servitenordens, gebaut.    

An der Südseite der Kirche beginnt der Kreuzweg, der im 18. Jahrhundert entstanden ist. Der recht lange Waldweg ist in Abschnitte mit Kapellen unterteilt, die Schlüsselmomente des Leidensweges Christi nachstellen. Die Baumkronen, die vom Berg hinunter und nach oben ragen, spenden dem Reisenden angenehmen Schatten. Der Wald ist hell und duftet nach Kiefern, und es gibt viele großeFelsbrocken. Am Ende des Weges kann man zur Sieben-Väter-Kapelle des Servitenordens hinaufsteigen, wo den Wanderer ein schönes Panorama erwartet.

Aber am besten ist es, einen anderen Weg zurückzunehmen — an der Haltestelle Reimundsitz kann man sich stärken. Ferdinand Raimund (1790-1836), österreichischer Schauspieler und Dramatiker, ging dort gerne spazieren, plauderte mit seiner Muse und schrieb Gedichte. Der Blick öffnet sich in eine unendliche Weite — hier oben könnte man fliegen wie ein Vogel!.. Zumindest über den momentanen Alltag hinaus.

Das Dreieck an der ungarischen Grenze. Halbturn – Frauenkirchen – Podersdorf am See.

Halbturn

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Am Ostufer des Neusiedler Sees, im Nordosten der burgenländischen Tiefebene, liegt eingebettet in weite Sonnenblumen- und Traubenfelder die barocke Schlossanlage Halbturn, eine schattige Oase. 

An die Mauern und Gassen dieses abgeschiedenen Ortes erinnern prominente Mitglieder der Habsburger-Dynastie und anderer Adelsfamilien. So ist ein trauriges Ereignis, das zum Österreichischen Erbfolgekrieg führte, mit diesem Ort verbunden: Kaiser Karl VI. — der Erbauer vieler der größten Barockbauten Wiens (die Karlskirche, die Pestsäule am Graben und die Peterskirche) — vergiftete sich hier 1740 mit Pilzen, worauf er unerwartet starb. Nach ihm kam seine Tochter Maria Theresia an die Macht und brachte fast ganz Europa gegen sich auf. Wie Voltaire 1759 sagte: „DiesesPilzgericht hat das Schicksal Europas verändert“  («Ce plat de champignons a changé la destinée de l’Europe»).

Halbturn — aus dem Deutschen übersetzt «halber Turm». (Der Buchstabe M des Wortes «Turm»wurde lautlich dem N gleichgestellt). Eine befestigte Burg oder ein Kastell mit einem weithin sichtbaren Turm befand sich wahrscheinlich an einer Kreuzung strategisch wichtiger Straßen. Das Gebäude wurde im 16. Jahrhundert während der türkischen Invasionen zerstört. Damals war es ungarisches Gebiet, das traditionell durch einen Heiratsvertrag an die Habsburger fiel. 1711, zu Beginn seiner Karriere in Österreich, baute der Architekt Johann Lukas von Hildebrandt im Auftrag von Karl VI. das Schloss Halbturn — ein kleines Jagdschloss (natürlich in kaiserlichem Maßstab). Seine Anordnung wich von der üblichen «Versailles»-Anordnung der barocken Schlossanlagen ab. Das Gebäude zeichnete sich durch seine intime und private Atmosphäre aus. Vielleicht wollte der Kaiser es als Zufluchtsort vor den Sorgen des Staates nutzen.

Nach dem Tod von Karl VI. beauftragte Maria Theresia den Architekten Franz Anton Hillebrandt mit dem Wiederaufbau des Schlosses. Die Kaiserin schenkte das Haus ihrer Tochter, Erzherzogin Maria Christina, und gab anlässlich ihrer Hochzeit 1766 ein prächtiges Deckenfresko für ihren Festsaal in Auftrag. Der Hofmaler Franz Anton Maulbertsch führte es aus und stellte den „Triumph des Lichts“ dar, eine allegorische Verherrlichung der Herrscherfamilie, die damals in Mode war. Maria Christina heiratete Herzog Albert von Sachsen-Teschen, übrigens der spätere Gründer der Albertina-Sammlung in Wien. Das Ehepaar diente als Gouverneure der ungarischen Habsburger Ländereien. Das Paar blieb kinderlos und adoptierte Erzherzog Karl von Österreich-Teschen, dem heute in der österreichischen Hauptstadt ein Denkmal auf dem Heldenplatz gegenüber dem Denkmal für Eugen von Savoyen gesetzt wurde. Erzherzog Karl wurde durch seine Schlacht mit Napoleon bei Aspern im Jahr 1809 berühmt, die die erste große Niederlage für den französischen Kaiser bedeutete.

Die evangelische Ehefrau von Erzherzog Karl, Henrietta von Nassau-Weilburg, schrieb mit dem Christbaum österreichische Geschichte. Kurz vor Weihnachten 1816 lud das junge Ehepaar Henrietta und Karl, das damals in Wien lebte, Gäste ein, die von Kaiser Franz I. angeführt wurden. Um den österreichischen Hof zu überraschen, schmückte die deutsche Prinzessin den hohen, flauschigen Baum mit Bändern, Girlanden und Süßigkeiten in leuchtenden Verpackungen, eine Weihnachtstradition, die es in deutschen protestantischen Familien schon lange gab. Die Gäste waren von dem festlichen Spektakel begeistert. Der nächste Weihnachtsbaum wurde in der Hofburg aufgestellt, und ein Jahr später waren viele Wiener Häuser mit geschmückten Weihnachtsbäumen geschmückt.

An diese und andere Schlossgeschichten kann man sich bei einem Spaziergang durch den an das Schloss angrenzenden englischen Park erinnern. Hier in Halbturn existieren die barocke Regelmäßigkeit und die Unregelmäßigkeit des englischen Parks nebeneinander. Während der barocke Park in seiner perfekten Geometrie danach strebt, die Natur zu übertreffen, imitiert der englische Park im Gegenteil die Natur. Der englische Park in Halbturn besteht aus einem Stück Wald, einem Stück Wiese, Skulpturen, einer Kapelle und einer Kirche am Weg. Der barocke Miniaturpark zeichnet sich durch Symmetrie und Tropiarien — geometrisch korrekt geschnittene Büsche in Form von Kugeln und Dreiecken — aus.

Der englische Park wurde im Jahr 1900 von Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen, dem reichsten Mann seiner Zeit, angelegt. Mit seinem großen Erbe und seinem unternehmerischen Talent übertraf er Franz Joseph selbst in der Größe seines Vermögens. Der Erzherzog war ein Milchmagnat, und wie die Legende besagt, bedeutet der Name der immer noch beliebten Teebutter nicht, wie manche meinen, „Butter zum Tee“. Es ist eigentlich eine Abkürzung des Namens: TE.E. – „Teschener erzherzogliche Butter“.            

Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch das Schloss, die Parkanlagen und die Hauptstraße des gleichnamigen Nachbarortes lädt Halbturn mit seinen interessanten Fassaden zum Verweilen im Schlossrestaurant ein. Hier kann man z.B. den berühmten österreichischen Kaiserschmarren bestellen und bei einem köstlichen Dessert versuchen, einen der vielen Gäste der Schlossbesitzerfamilie Königsegg-Aulendorf zu entdecken. Die Familie wohnt hier, im Hof nebenan, und kümmert sich um das Herrenhaus und organisiert thematische Ausstellungen und Unterhaltungsveranstaltungen. Hier kann man auch Hochzeiten feiern — direkt unter dem Fresko des berühmten österreichischen Künstlers Maulberch.

Frauenkirchen

Nachdem Sie sich in Halbturn mit einem Kaiserschmarrn oder einer anderen typisch österreichischen Speise gestärkt haben, lohnt sich ein Abstecher in das 6 Kilometer entfernte Dorf Frauenkirchen. Dort befinden sich die gleichnamige Kirche und ein Franziskanerkloster. Die Ostfassade des Gebäudes mit ihren beiden massiven, 53 Meter hohen Türmen ist weithin sichtbar und kann von allen Seiten betrachtet werden.

Die Kirche ist den Jesuitenkirchen nachempfunden; eine ähnliche Fassade und ein ähnliches Kirchenschiff mit Seitenkapellen findet man zum Beispiel in der Jesuitenkirche in Wien. Der Grund für die Ähnlichkeit ist wahrscheinlich, dass der Gründer der Kirche, der ungarische Fürst Paul I. Esterhazy, von den Jesuiten erzogen wurde. Das Gebäude erhielt sein heutiges Aussehen im Jahr 1695. Nach einem Brand wurde es von italienischen Meistern (Francesco Martinelli, Peter Antonio Conti, Luca Antonio Colombo) wieder aufgebaut.  

Die Decke ist ein Meisterwerk, das früh- und spätbarocke Elemente vereint. Bewundernswert sind die prächtigen Medaillons mit Fresken, die von Stuck umrahmt sind (bildhauerischer Schmuck). Das Wappen der Esterházys (Paul I. Esterházy hinterließ übrigens 25 Kinder) ist an der Decke in einer verzierten Schneckenkartusche verewigt. In dem prächtigen Altar befindet sich eine kleine Holzfigur der Mutter Gottes mit dem Kind. Sie geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Sie wurde vom Fürsten der Burg Forchtenstein anlässlich der Gründung der Kirche nach Frauenkirchen gebracht. In einer der Kapellen sieht eine Darstellung der Jungfrau Maria lactans aus, als sei sie von einem zeitgenössischen Künstler gemalt worden, obwohl sie aus dem 16. Jahrhundert stammt.  

Links vom Altar befindet sich der Eingang zum Kloster. Am Ende des langen Korridors befindet sich ein gemütlicher Selbstbedienungsladen. Ein kleines Fenster mit offenen Fensterläden bietet einen Blick auf die geschnitzte Dekoration des Klosters. Im Laden werden Souvenirs verkauft, darunter auch essbare Andenken wie Saft aus heimischen Äpfeln oder Trauben und sogar gefrorene Fische aus dem Neusiedler See. 

Wunderschöne Fotos der Kirche werden von der Spitze des barocken Kalvarienbergs aus gemacht, der wie ein Strudel wirbelt.

Podersdorf am See

Nach einem Schloss- und Kirchenbesuch kann die Reise durch die ungarische Landschaft vor 1921 in Pödersdorf am See abgeschlossen werden. In den wärmeren Monaten ist dies ein beliebtes Urlaubsziel der Österreicher im Burgenland. Aber auch im Herbst ist Podersdorf, das in einen tiefblauen Nebel gehüllt ist, atemberaubend: Von hier aus hat man einen der schönsten Ausblicke auf den Neusiedler See, der an das Meer erinnert. Das bergige Relief des fernen gegenüberliegenden österreichisch-ungarischen Ufers, die milchig-blaue Wasseroberfläche, das im Herbstnebel gleitende Segel – und das Herz füllt sich mit Freude an der melancholischen Schönheit dieser Landschaft. 

Hermannskogel. Ein Berg im Wienerwald

Hermannskogel — der Fundamentalpunkt im Vermessungsnetz Österreich-Ungarns der vor 1918 der höchste Punkt Wiens war. Auf dem Gipfel des Berges (542 m) steht der ehemalige Habsburger Aussichtsturm (Habsburgwarte). Sie kann gegen eine Schutzgebühr betreten und über eine Wendeltreppe bis zur Aussichtsplattform erklommen werden. Von hier aus hat man noch einmal einen tollen Blick auf Wien, aber der freie Wind in der Höhe kann auch ganz schön lästig sein.

Hermann ist auf Deutsch ein männlicher Vorname. Die Etymologie des Wortes «Kogel» reicht Jahrhunderte zurück und hat eine Vielzahl von Assimilierungen erfahren. Kogel — Kobel — Gogel — Kugel — Gugel… sind alle deutsche Wörter, wahrscheinlich abgeleitet vom lateinischen Wort cuculus — Haube, Kapuze. Daraus kristallisierte sich das Wort Kogel heraus — ein gebräuchlicher deutscher Name für einen Berg, entweder mit einer spitzen, aber häufiger mit einer runden Spitze. Hermannskogel kann also ganz einfach mit «Hermannshaube» übersetzt werden. 

Die Besteigung des Hermannskogels ist ein schöner Waldspaziergang und ein Training für die Beine. Abends in der Dämmerung schwirren Fledermäuse durch die feuchte Luft. Es lohnt sich also, hinunter zu eilen, bevor es dunkel wird.

Burgruine Arnstein. Kirche Maria Reisenmarkt. (Auf den Spuren der Burglegende)

Die mittelalterliche Burgruine Arnstein befindet sich auf dem Berg Peilstein, der höchsten Felswand des Wienerwaldes (800 m lang, 100 m hoch). Die Aussicht von der Klippe ist atemberaubend. Die weite Ferne lädt zu endloser Kontemplation ein. Bei Sonnenuntergang sieht es noch schöner aus — die sanft gewellten, von Vorhängen gesäumten Bergspitzen werden von einem magischen Licht angestrahlt.

In dem Felsen, auf dem die Ruinen stehen, hat die Natur eine Höhle mit einem riesigen, prächtigen Portal geschaffen. In der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden dort Spuren von neolithischen Zeichnungen gefunden. Leider haben sie kaum überlebt, denn vor der Zerstörung der Burg wurde die Höhle als Pferdestall genutzt. Heutzutage wird der Ort von Kletterern genutzt.

Die im 12. Jahrhundert gegründete Burg Arnstein wurde 1529 von den Türken zerstört. Sein Name bedeutet «Adlerburg». «Arn» oder «Aar» («Adler») sind alte deutsche Wörter. Im Mittelalter wurde das Wort «Stein» jedoch auch für Burgen verwendet. Vielleicht, weil sie aus Steinen gebaut wurden.

Der Aufstieg zu den Ruinen beginnt bei der Kirche Maria Reisenmarkt. Zwischen dem Schloss und der Kirche gibt es eine schreckliche Legende. In alten Zeiten war die Besitzerin des Schlosses eine hartherzige Dame. Sie hetzte ihre Hunde auf Bettler, die um Almosen baten. Dann bekam sie ein Kind mit einem Hundekopf. Aus Angst vor dem Zorn ihres Mannes ließ sie das arme Kind ertränken. Als der Ehemann von seinem Kreuzzug zurückkehrte, erfuhr er, was getan worden war, und war wütend. Er bestrafte sie auf sehr geschickte Weise: Er steckte sie in ein Fass mit eingeschlagenen Nägeln und ließ sie einen Berg hinunterrollen.

Das Fass rollte lange Zeit und an der Stelle, an der es schließlich zum Stillstand kam, wurde eine Kapelle errichtet. Heute befindet sich dort die Kirche Maria Raisenmarkt. Im Jahr 1977 wurde an der Rückseite des Gebäudes eine Miniaturnachbildung der Grotte von Massabielle bei Lourdes und Muttergottes von Lourdes aufgestellt. Die Kirche wurde in Maria Raisenmarkt umbenannt und zu einer Wallfahrtskirche. Nebenan, in der Pfarrkirche Alland, befindet sich ein Grabstein mit einem Kreuz in Form einer Lilienblüte aus dem 13. Jahrhundert, unter dem ein unbekanntes Tier ruht. Die Forscher bringen diesen Grabstein mit der Legende von Schloss Arnstein in Verbindung.

Übrigens ist dies nicht der erste Fall eines Säuglings, der mit einem Hundekopf in der Region geboren wurde. Ähnliche werden auch in anderen österreichischen Sagen erwähnt, wie z.B. in der Sage von der Schallaburg.

Der Abstieg von der Burgruine den Berg hinunter, entlang des vermeintlichen Pfades der Tonnenflucht, ist mit riesigen Felsbrocken übersät, der Weg führt durch einen lichten, fast märchenhaften Wald. Die abendliche Beleuchtung trägt zu seinem Zauber bei.

Perlen in der Nähe des Maria Theresia Cafés. Das industrielle Hinterland von Niederösterreich

Café Maria Theresia und die Basilika Klein-Mariazell

Wenn man vom Stift Heiligenkreuz in Richtung Jagdschloss Mayerling fährt, kommt man gleich hinter dem Jagdschloss an eine Kreuzung. Auf der Karte sieht es aus wie der griechische Buchstabe «X» — kalligraphisch, elegant und antik. Wenn Sie geradeaus weitergehen, kommen Sie zur Kirche Maria Reisenmarkt und zur Ruine Arnstein. Man könnte versucht sein, nach rechts abzubiegen — zur Thermenlinie, zu den Weinbergen, nach Baden. Unser Ziel ist jedoch ein kleines, gemütliches Café im Hinterland des Industriegebiets. Hier hielt sich die österreichische Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) auf, als sie 1765 auf der Via Sacra zur Mariazeller Kirche pilgerte. Biegen Sie also getrost links ab.

Der Weg liegt im Südosten Niederösterreichs, tief im Industrielviertel, am Rand des Wienerwaldes. Maria Theresia, die vielleicht eifrigste Reformerin der Habsburger-Dynastie, ordnete an, das Gebiet mit Kiefernwäldern zu bepflanzen, um der Verödung der trockenen Region entgegenzuwirken. Ihre Umgestaltung Niederösterreichs stand unter dem Motto: “Most für das Mostviertel, Kartoffeln für das Waldviertel und Schwarzkiefer für das Industrieviertel”.

Der Name Industrieviertel geht auf die frühe Industrialisierung zurück, die Ende des 18. Jahrhunderts begann. Das Gebiet war reich an Holz-, Eisen- und Kohlevorkommen sowie an Wasserkraftquellen und lag außerdem in der Nähe von Wien und anderen Städten.

Schauen wir uns eine Karte an: Wien ist von vier Bezirken in Niederösterreich umgeben. Diese sind nun nicht rechtlich festgelegt, sondern markieren lediglich die Landschaftsgrenzen. Weinviertel, Waldviertel, Mostviertel — was für schöne, spannende Namen! Mann stellt sich sofort einen Spaziergang durch den Wald zu einem magischen Stein vor, ein Schloss auf einem Felsen mit atemberaubender Aussicht, ein Glas Wein in einem Kloster oder ein Glas Saft in einem Heurigen oder in einem Dorfrestaurant. Natürlich möchte man am nächsten Wochenende einen Ausflug in diese schöne Umgebung planen. Und der vierte Bezirk — Industriell — hmmm… Wahrscheinlich stellte sich die Phantasie Fabriken, große Lagerhäuser, rauchende Schote vor… Aber vergebens. Den Reisenden erwartet in dieser Gegend eine malerische, dünn besiedelte Landschaft.

Dieser Name, der einst in Mode war und den Fortschritt symbolisierte, wird heute jedoch häufig vermieden. So findet sich beispielsweise im Katalog der Niederösterreichischen Tourismuskarte kein Hinweis auf das Wort „Industrie“ — um den Städtereisenden, der ein Wochenende auf dem Land verbringen möchte, nicht abzuschrecken. Das Gebiet ist einfach in drei Teile unterteilt: den Wienerwald, die Wiener Alpen und die Donau.

Also fahren wir ins Industriegebiet — oder, wenn Sie es vorziehen, in den Wienerwald, in Richtung Altenmarkt. Wenige Kilometer vor dem Café Maria Theresia biegen wir bei der Basilika von Klein Mariazell ab. Die Einheimischen sind sehr stolz darauf, dass ihre Kirche 1136 gegründet wurde, früher als die Kirche in Mariazell in der Steiermark — ihre erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1243. Die Kaiserin war auf dem Weg nach Mariazell. Dort wird eine Figur der Jungfrau Maria aufbewahrt, die als Nationalheiligtum verehrt wird und den Namen „Magna Mater Austriae“ (Große Mutter Österreichs) trägt. Maria Theresia, die Mutter von 16 Kindern und „ganz Österreich“, wie sie sich selbst nannte, wollte sich vor der Mutter des Himmels niederwerfen. Ich frage mich, ob sie auf ihrem Weg nach Klein-Mariazell einen Zwischenstopp eingelegt hat, so wie wir es jetzt tun.

Diese Kirche gehörte früher zu einem Benediktinerkloster, das 1782 im Zuge der Kirchenreformen Josephs II. aufgelöst wurde, wie viele andere im ganzen Land auch. Das Gebäude verfiel nach und nach und wurde teilweise zerstört.

Im Gegensatz zur Stadt Mariazell findet man hier Ruhe, eine sanfte Hügellandschaft und einen plätschernden Bach. Sie beherbergt auch Relikte, um die sie die Wiener Schatzkammer beneiden würde. In der Reliquienkapelle, die an die Kirche angrenzt (vom Laden oder vom Klostergarten aus zugänglich), befindet sich ein Schrank in Form eines Kreuzes, der die Gläubigen (und sogar die Agnostiker) in Erstaunen versetzt. Dieser Schrank enthält die Reliquien von etwa 500 Heiligen! Dazu gehören Johannes der Täufer, der Apostel Johannes, Franz von Assisi, der heilige Stephanus, der heilige Rupert von Salzburg, der heilige Vitus, die heilige Rita (Fürsprecherin in ausweglosen Situationen), die heilige Walburga und die heilige Barbara, Der heilige Stanislaus von Krakau, der heilige Altmann von Passau, die heilige Katharina von Alexandrien, die heilige Viktoria, der heilige Seraphim von Sarow, der heilige Nikolaus der Wundertäter und viele andere. Ich entschuldige mich dafür, dass nicht alle erwähnt wurden, da die Liste sehr lang ist.

Vergessen Sie nicht, einen Blick in den Oculus (rundes Fenster, oculus, lateinisch  Auge) zu werfen, einen Raum unter dem Altar, bergabwärts auf der rechten Seite, direkt hinter der Figur des Heiligen Hubertus (ein eleganter Jäger mit einem Hirsch). Ende des 20. Jahrhunderts bei Restaurierungs- und Ausgrabungsarbeiten entdeckten Fundamente der frühen Kirche und der keltischen Heiligtümer.

Und nun zum Café, das sich in dem Haus befindet, in dem Maria Theresia schlief (Cafe Maria Theresia in Kaumberg). Zarte, hausgemachte Kuchen im kleinen Garten und eine Tasse Kaffee sind ein Genuss. Die Glocke läutet — und eine schöne Kirche gibt es auch! Auf einem Hügel steht die Kirche St. Michael — weißlich, wie aus einem Märchen. Ein Weg führt dorthin, im Frühling blüht und duftet alles. Das gotische Kirchenschiff stammt aus dem 14. Jahrhundert, der Barockaltar aus dem Jahr 1774.

Der nette Café-Besitzer führt neugierige Gäste durch den Raum — ein geräumiges Zimmer mit einer barocken Stuckdecke und einem breiten Balkon. Sie können sich vorstellen, wie Maria Theresia morgens aufwacht, auf den Balkon tritt und bei einer Tasse Kaffee und Kuchen die Umgebung bewundert. Und die Natur hier ist von einer bezaubernden, sanften Schönheit. Auch eine mittelalterliche Burg befindet sich nicht weit entfernt. Nach einem zweistündigen Fußmarsch vom Café aus geht es bergauf, und der Reisende erreicht die Ruinen der Araburg. Wir werden es wieder besuchen. In der Zwischenzeit kann man sich in einem angenehmen Gespräch mit dem Café-Besitzer die Zeit vertreiben. Eine örtliche Bäckerei stellt neben Kuchen auch Via Sacra-Gebäck her — Backwaren für Pilger, denn wir sind auf der Via Sacra. Essbare Hüte und andere duftende Pilgeraccessoires sind auch erhältlich.

Nimmt man das Café Maria Theresia als Ausgangspunkt, so gibt es unweit davon neben der bereits erwähnten Araburg weitere Orte, die einen Besuch wert sind.

Ruine der Kirche St. Pankratius (Pankratiusburg)

Vor langer Zeit, vor etwa 360 Millionen Jahren, schlug im Gebiet Nöstach-Hafnerberg im Wienerwald ein schwerer, etwa zehn Tonnen schwerer Meteorit mit hoher Geschwindigkeit auf der Erde ein. Der Einschlag verursachte einen Krater und mehrere Hügel, die im Laufe der Zeit mit Sedimenten bedeckt wurden. Auf einem dieser Hügel errichteten die Brüder Heinrich und Rapoto aus dem österreichischen Adelsgeschlecht der Schwarzenburger im Jahr 1136 eine Burg. Die gleichen Brüder gründeten übrigens im selben Jahr auch das Kloster Klein-Mariatzell. Heinrich und Rapoto stritten lange über die Aufteilung des Erbes, versöhnten sich schließlich und besiegelten ihre Freundschaft mit sakralen und profanen Bauten.

Im 13. Jahrhundert wurde neben der Burg eine Kirche zu Ehren des Heiligen Pankratius von Rom errichtet, eines frühchristlichen Märtyrers, der 304 im Alter von 14 Jahren während des großen Völkermords unter Kaiser Diokletian getötet wurde. Lange Zeit war die Kirche ein Wallfahrtsort. Im 18. Jahrhundert wurde jedoch in der Nähe eine weitere Wallfahrtskirche, am Hafnerberg, zu Ehren der Himmelfahrt der Jungfrau Maria erbaut. Sie war sehr günstig gelegen, direkt an der Straße, so dass die Pilger begannen, die Kirche St. Pancratius zu meiden, die von hohen Kiefern verdeckt war und einen beschwerlichen Aufstieg auf den Berg erforderte. Nach und nach verfiel die Kirche, begünstigt durch die Kirchenreformen Josephs II.

Der St. Pankratius-Tag wird am 12. Mai gefeiert. Pancratius ist einer der Eisheiligen, die im Mai in Mitteleuropa verehrt werden. In der Regel sind die Tage vom 11. bis 15. Mai deutlich kälter. Für jeden dieser Tage sind die Heiligen Mamertius (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und die Heilige Sophia (15. Mai) zuständig. Die Bauern beteten zu diesen Heiligen, damit der Frost ihre Ernten nicht zerstörte. Nach Kalte Sofia, d. h. nach dem 15. Mai, herrschte in der Regel warmes Sommerwetter, so dass die Aussaat gefahrlos erfolgen konnte.  

Heute sind die Burg und die Kirche St. Pancratius nur noch Ruinen. Hier gibt es Frieden und Stille, mächtige Kiefern und Felsbrocken.

Aufstieg von der Hafnerbergkirche zum Magic Boulder

Der Bildhauer Balthasar F. Moll und der Maler Josef I. Milldorfer waren an der Ausgestaltung der barocken Hafnerbergkirche beteiligt, die die Pankratiuskirche ersetzte. Balthasar Moll war ein Liebling von Maria Theresia. Er schuf den riesigen Sarkophag für die Kaiserin und ihren Gemahl, der sich in der Kapuzinergruft in Wien befindet. Mildorfers Fresko zeigt eine Allegorie des Triumphes von Maria Theresia mit einem rot-weiß-roten Wappen. 

Von der Kirche aus führt ein Weg durch einen lichten Wald zu einem magischen Felsblock (Boulder Felsblock). Der Felsblock bietet eine ebenso magische Aussicht auf die Alpen. Hier haben die Druiden ihre Rituale durchgeführt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dieser Ort eine positive Energie besitzt, die Menschen von elektromagnetischer Überlastung befreien kann, wie die Tafel bezeugt. Wer das bezweifelt, kann sich selbst davon überzeugen. 

Vom Felsblock aus kann man nach Klein-Mariatzell wandern, umgeben von den blauen Alpen und duftenden Wiesen in der Ferne.

In St. Corona, Schutzpatronin der Finanzen und Schätze

Das Dorf St. Corona am Schöpfl, benannt nach der heiligen syrischen Märtyrerin Corona, liegt versteckt in einem abgelegenen Teil des Wienerwaldes, am Schöpfl. Auf einem Hügel steht eine kleine Kirche aus dem 15. Jahrhundert, die 1724 wiederaufgebaut wurde. Ihr charakteristisches Merkmal ist der Zwiebelkopf, der in diesem Gebiet selten ist. Der Aufstieg zur Kirche beginnt an der heiligen Quelle, die seit der Antike für ihre heilende Wirkung bekannt ist. Gegenüber befindet sich eine gemütliche Konditorei. 

Die Menschen wenden sich an St. Corona um Hilfe in schwierigen finanziellen Situationen, wenn sie einen Schatz finden oder im Lotto gewinnen wollen. Es gibt eine Theorie, dass der Ursprung der Währungseinheit „Krone“ mit diesem Namen zusammenhängt. In letzter Zeit wurde die Arbeit der Heiligen verstärkt, da die Menschen sie um Hilfe bei der Beseitigung des Coronavirus baten.

Versuchen Sie übrigens, ihren Namen im Reliquienschrank in Klein-Mariazell zu finden.

Die Ruinen von Araburg

Das Besondere an den Ruinen der Araburg ist die atemberaubende Aussicht aus 800 Metern Höhe. Die Araburg ist die höchstgelegene aller Burgen in Niederösterreich — und es gibt mehr als 80 davon. Gegründet im 12. Jahrhundert, gehört sie seit dem 17. Jahrhundert zum Zisterzienserstift Lilienfeld. Sie können entweder vom Café Maria Theresia zur Burg wandern oder mit dem Auto zum Parkplatz fahren und dann bergauf laufen.

Das Restaurant in dem mittelalterlichen Gebäude bietet gleich mehrere Genüsse: gutes Essen und die Betrachtung der fernen Berglandschaft durch die bodentiefen Fenster. Der Bewacher des Hauses ist ein bemerkenswerter, ein Weimarer Vorzeigehund — unerschütterlich, elegant, mit feinen Manieren und einer ausgezeichneten Konstitution — ein wahrer Aristokrat. Es lohnt sich, zur Terrasse hinaufzusteigen und es sich auf einer Bank bequem zu machen, um in Ruhe den Blick auf den verschneiten Schneeberg zu genießen. 

Und wenn die Burg nicht genug ist, kann man nach dem Abstieg noch nach Baden zu den römischen Thermen fahren. 

Wallfahrtsort im Wienerwald. Die Lourdesgrotte

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Die Lourdesgrotte im Wienerwald (Lurdesgrotte in Maria Gugging) ist eines der attraktivsten Reiseziele in der Nähe von Wien. Die Skulptur der Jungfrau Maria auf dem Felsen, die Grotte mit einer heilenden Quelle und die frische, kühle Luft in der Hitze ziehen unaufhaltsam zahlreiche Pilger an und stimmen sie auf Ruhe und spirituelle Erhebung ein.

Einer der Wege zur Lourdesgrotte verläuft in Richtung der Sophienalpe. Von der Grenze des 17. Bezirks führt ein Serpentinenweg dorthin, von dem aus sich wunderschöne Ausblicke auf Wien, besonders an einem sonnigen Tag, eröffnen. Dann führt der Weg durch den Wald, vorbei an Dörfern, sanften Wiesen und ist zu jeder Jahreszeit “malerisch”. Wenn man sich der Grotte nähert, führt der Weg allmählich nach unten ins Hagenthale-Tal, das laut Legende einst sumpfig war.

Die unterirdischen Wasserläufe hier kühlen die Luft ab und befeuchten sie, wodurch sofort eine Temperatursenkung um einige Grad spürbar wird. Die Stille der Grotte wird nur von leisen Stimmen und dem Plätschern des Wassers unterbrochen. Die Menschen kommen hier mit Flaschen und Kanistern her. Das Wasser aus der Quelle gilt seit langem als heilend und Wunder vollbringend. Es ist weich (dh basisch, mit einer Salzkonzentration von weniger als 2 mg-Äq./l.), angenehmer im Geschmack und gesünder als hartes Wasser – daher wird es oft als „lebendiges Wasser“ bezeichnet. Und genau so wird das Wasser von Lourdes betrachtet. Wenn es durch den Sandstein von Greifenstein fließt, wird es mit Mineralien wie Turmalin, Zirkon und Rutil angereichert. Die Mineralien und die Heiligkeit des Ortes haben ihm einen besonderen Ruf verliehen.

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In der Nähe der Grotte steht eine hölzerne Kirche. Bei gutem Wetter finden die Messen im Freien statt: Auf einem großen Platz stehen Bänke für die Gläubigen. Seit 1922 steht die Grotte unter der Schirmherrschaft missionarischer Organisationen, was dazu geführt hat, dass Pilger aus Vertretern verschiedenster ethnischer Gruppen, die ständig in Österreich leben, dorthin kommen.

Seit September 2019 wird die Lourdesgrotte von den Pallottinern unterstützt – einer Gesellschaft des katholischen Apostolats. Ihr Wahlspruch „Caritas Christi urget nos“ (Die Liebe Christi drängt uns) legt nahe, dass jeder Suchende hier Unterstützung und Trost finden kann.

Die Lourdesgrotte in Maria Gugging ahmt die Grotte von Massabielle in der Nähe der südfranzösischen Stadt Lourdes nach, die in ganz Europa bekannt ist, weil die vierzehnjährige Einwohnerin von Lourdes, Bernadette Soubirous, mehrmals von einer wunderschönen Dame in Weiß besucht wurde, wonach dort eine Quelle mit heilendem Wasser entsprang. Seitdem wurden in Massabielle rund 7000 Fälle von rational nicht erklärbarer Heilung registriert. Die Grotte ist zu einem der größten Wallfahrtsorte Europas geworden und wird jedes Jahr von mehr als einer Million Menschen besucht.

Diese Ereignisse bildeten die Grundlage für den Roman des österreichischen Schriftstellers Franz Werfel. Während seines kurzen Aufenthalts in Lourdes im Jahr 1940, wo ihn, wie er sagte, „Gottes Vorsehung“ hinbrachte, interessierte er sich für die außergewöhnliche Geschichte von Bernadette Soubirous und wurde Zeuge wundersamer Heilungen. Franz Werfel versprach sich, dass, wenn er es schaffen würde, die Küsten Amerikas zu erreichen, sein erstes Werk Bernadette gewidmet sein würde. Und so geschah es: Nach seiner Ankunft in der Neuen Welt schrieb er in fünf Monaten den Roman „Das Lied von Bernadette“ und veröffentlichte ihn 1941 in Los Angeles. Das Buch wurde ein Bestseller.

Aus dem Vorwort des Autors: „Das Lied von Bernadette“ ist ein Roman, aber keine Fiktion. … Alle bedeutsamen Ereignisse, die in diesem Buch beschrieben sind, haben sich tatsächlich ereignet. Da uns nur etwa achtzig Jahre von ihrem Beginn trennen, gehen sie nicht im Dunkel der Geschichte verloren, und ihre Wahrhaftigkeit wird von glaubwürdigen Zeugnissen sowohl von Freunden und Feinden als auch von zahlreichen objektiven Beobachtern bestätigt. Meine Erzählung fügt dieser Wahrheit nichts hinzu und ändert nichts daran.“

Nach dem Roman wurde 1942 ein gleichnamiger Film gedreht, der einen Oscar gewann. Dieser Film folgt genau der Handlungslinie, die von Franz Werfel beschrieben wurde.

Der Roman erzählt die Geschichte von Bernadette Soubirous, die in einem kleinen Dorf in den Vorbergen der Pyrenäen lebte. Ihre Familie war arm und lebte in einem bescheidenen Haus. Bernadette litt an Asthma und verpasste oft die Schule aufgrund häufiger Krankheiten, daher war sie in der Ausbildung nicht stark, zeichnete sich aber durch ihre gute und demütige Natur aus. Mit vierzehn Jahren war sie klein und dünn und sah jünger aus.

An einem winterlichen Tag (am 11. Februar 1858) machte sich Bernadette mit ihrer jüngeren Schwester und einer Freundin auf den Weg, um Brennholz in der Umgebung der Grotte von Massabielle am Fluss Gave de Pau zu sammeln. Die Schwester und die Freundin zogen ihre Strümpfe und Schuhe aus und überquerten den vereisten Fluss auf die andere Seite, wo mehr Brennholz war. Bernadette blieb alleine zurück, um auf sie neben der Grotte zu warten, da sie wusste, dass sie krank werden würde, wenn ihre Füße nass werden.

Als sie alleine blieb, spürte Bernadette eine ungewöhnliche, angenehme Brise und hörte mysteriöse Geräusche. Sie drehte sich in Richtung der Grotte und sah eine wunderschöne Dame, gekleidet in Weiß. Der Kopf der Dame war von einem Schleier bedeckt, der bis zu ihren Knöcheln reichte. Ihr Kleid wurde von einem breiten blauen Gürtel gehalten, und ihre Füße, die unter dem langen Kleid hervorschauten, waren mit zwei goldenen Rosen geschmückt, die an der Basis ihrer großen Zehen befestigt waren. Die Schönheit der Dame beeindruckte das Mädchen. Bernadette erstarrte vor Begeisterung, dann bekreuzigte sie sich und begann zu beten. Als sie mit dem Gebet fertig war, verschwand die Frau.

Bernadette setzte ihren Besuch in der Grotte fort, und ihre Visionen wiederholten sich. Die Nachricht von der Dame aus der Grotte verbreitete sich in Lourdes und darüber hinaus. Bernadette erzählte, dass die Dame ihr zulächelte und Anweisungen gab. Die örtlichen Bewohner sprachen nur darüber und bildeten sogar Vermutungen, dass das Mädchen die Jungfrau Maria selbst sehen könnte, besonders da in der Stadt kleine Wunder geschahen. Einige glaubten Bernadette, während andere meinten, sie habe eine zu reiche Fantasie.

Aber bald wurden die Zweifel vieler Skeptiker zerstreut. Die Dame wies Bernadette auf eine Stelle hin, an der eine heilende Quelle entspringen sollte. Als das Mädchen anfing, dort zu graben, wo es ihr gesagt wurde, trat Wasser aus dem Boden. Ein Blinder wusch seine Augen mit dem aus dem Boden fließenden Wasser und erlangte sein Augenlicht zurück (daher stammt der Brauch, in der Lourdesgrotte die Augen zu waschen). Dann folgten weitere wunderbare Heilungen dank der Quelle – eine Flut von Kranken und Schwachen strömte nach Massabielle. Eines Tages besuchte Madame Brua die Grotte mit Anweisungen von Kaiserin Eugénie, der Frau von Kaiser Louis Napoleon III, um Wasser für den kranken Infanten Louis zu bringen…

Insgesamt erschien die wunderschöne Dame Bernadette von Februar bis Juni 1858 achtzehn Mal. Als sie erwachsen war, wurde das Mädchen Nonne, widmete sich dem Gebet, starb im Alter von 35 Jahren und wurde 1933 heiliggesprochen. Die Tage ihrer Verehrung sind der 11. Februar – der Tag der ersten Erscheinung – und der 16. April – der Tag von Bernadettes Tod. Ihre unverwesten Relikte befinden sich in einer Reliquie in Nevers.

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Über der Grotte wurde eine Kirche errichtet, wie es die wunderschöne Dame verlangte. Dann wuchsen in der Umgebung weitere Kapellen, Hotels und andere Gebäude, die für die Bedürfnisse der Pilger erforderlich waren. Der Marianische Kult, der in dieser Region verbreitet ist, trug ebenfalls dazu bei.

Heilungen in Massabielle dauern bis heute an, nicht nur direkt an der Quelle. Nach vielen Berichten geschehen Wunder direkt auf den Straßen von Lourdes, in Hotels, entlang der Pilgerstrecke und manchmal geschieht etwas Erstaunliches, wenn man nur an die Quelle denkt.

Die katholische Kirche hat den Bau von Kopien der Lourdesgrotten in verschiedenen Ländern initiiert, und es gibt jetzt sehr viele, besonders in Europa, zum Beispiel in den Vatikanischen Gärten, in Kretinga (Litauen), in Moskau und sogar im Karibischen Meer auf der Insel Aruba. In Niederösterreich wurde ein Kloster zu Ehren von Maria von Lourdes geweiht, und Miniatur-Grotten wurden vor vielen Kirchen errichtet: Maria Raisenmarkt, Maria Schutz, Allerheiligste Dreifaltigkeit Karnabrunn. Und diese Liste ist bei weitem nicht vollständig.

Die Lourdesgrotte im Wienerwald wurde 1925 von Caspar Hutter eröffnet. Während seiner Pilgerreise nach Massabielle schwor er, eine Kopie der Lourdesgrotte zu errichten, und als er Priester in Maria Gugging wurde, erfüllte er sein Versprechen. Irgendwann beim Spazierengehen im Wienerwald entdeckte er einen verlassenen Steinbruch, der ihm an Massabielle erinnerte. Und bald darauf wurde der Ort dank zahlreicher Spenden in eine Grotte umgebaut. Wasser wurde aus einer nahe gelegenen Quelle geleitet, eine Statue der Mutter Gottes wurde in einer Nische auf dem Felsen aufgestellt, und unten neben ihr wurde die heilige Bernadette platziert.

Pater Hutter unternahm eine spezielle Reise nach Lourdes, um die Gestaltung der Grotte so genau wie möglich nachzubilden. Und es gelang ihm, obwohl die Natur die Grotte in Lourdes aus Granit geschaffen hatte, während die Grotte im Wienerwald aus Sandstein besteht und kleiner ist. Die Figuren der Mutter Gottes und der heiligen Bernadette sind an denselben Stellen und in derselben Größe wie die Originale in Lourdes, und der Altar aus Marmor ähnelt ebenfalls sehr dem Original.

Wie in Massabielle brennen auch hier hohe Kerzen und wärmen diesen kühlen und feuchten Zufluchtsort im Wienerwald. Einst brachte die kleine Bernadette ähnliche Kerzen auf Anweisung der wunderschönen Dame in die Grotte. Wir schreiben „Sie“ mit einem Großbuchstaben, da allgemein anerkannt ist, dass die Dame die Jungfrau Maria selbst war.

Die Menschen nehmen die Ruhe der Grotte im Wienerwald auf, trinken das Wasser, das in dünnen, plätschernden Strömen fließt, reiben es sich in die Augen, nehmen es mit sich. Die erste Heilung in Massabielle, als ein Blinder, der das Wasser auf seine Augen gelegt hatte, wieder sehen konnte, symbolisiert auch die spirituelle Erkenntnis.

Nachzudenken darüber ist angenehm, während eines Spaziergangs tief in den Wald hinein. Und um nach Wien zurückzukehren, können Sie über Greifenstein fahren und an der Donau Halt machen. Der Blick auf die Ruinen von Burg Greifenstein und Burg Kreuzenstein – auf der anderen Seite des Flusses – wird die spirituellen Eindrücke mit Romantik bereichern.